Autor: mkoehle

Heimleuchten


Und ein falunroter Anstrich macht noch lange kein schwedisches Holzhaus. Und eine kryptische Tafel ist nicht per se finnisch. Und strahlend weiße Geländer, Fenster und Türen machen genau so wenig auf eindeutig norwegisch, wie eine weiße Ortgang-, Giebel- und Traufengestaltung. Und mehrere Postkästen machen nicht automatisch mehrere Freunde. Und eine großzügige …

Himmelfahrt


Er versuchte sich beständig Verwegenes zu erkaufen. Er gab Bibliotheksbücher nicht zurück, gab vor, sie verloren zu haben, wusste, dass es genügte, der Bibliothek ein neues Exemplar zu bringen und nahm das gern in kauf. Er besaß lieber in Klarsichtklebefolie eingemachte, speckige und mit Fett-, Kaffee und anderen Flecken …

Jammern auf hohem Niveau

Der Barkeeper hat Eselsohren im Herzen, Vera will raus aus dem Prekariat, und Silvio war einmal Berlusconi-Double. Sie alle trinken ihre „Prostpflaster“ im „Reallife-Chatroom alter Schule“. Markus Köhle stattet sie mit klarem Zug zum Neologismus aus, es geht um „Erhirnung“, „Suderschutt“ oder „Ausbeuteltiere“, der Autor liebt das Wortspiel („Glutamatrix“) fast bis zur Blödelgrenze. Das titelgebende …

Jammern auf hohem Niveau

„Jammern auf hohem Niveau“. So heißt übrigens Markus Köhles zweite dieser Tage erschienene Buchveröffentlichung: ein sprichwörtlich hochprozentiger Text undefinierter Gattung. Köhle nennt ihn „Barhocker-Oratorium“. Man könnte auch „Trinker-Ballade“ sagen. Oder „Prostpflaster-Philosophicum“. Denn klug ist das, was Köhle seine alle irgendwie angeknacksten Figuren, die sich zumeist in einer Bar namens Bierpipeline treffen, so denken und sagen …

Salbenmischmaschine

Oh doch, Poetry Slam Workshops sind immer wieder eine Freude und lassen mich auch immer wieder neue Worte lernen. War heute zu Gast in der Berufsschule 3 in Wels und hatte es mit einer Klasse angehender Apotheker*innen zu tun. Abgesehen davon, dass sie sehr angenehm und schreibwillig waren, konnte ich ihnen auch ein paar Fachwörter …

Deutschlandfunk Wels-Feature


In 30 Minuten beim Indischen Pfau, sagte ich am Telefon zu einer ziemlich mitgenommenen Stimme. Kein Wunder, der Mann hatte nur ein paar Tage Zeit, um 5 Radiobeiträge über Wels zu machen, da ist Schlaf natürlich Luxus. Der Mann hieß Tom Schimmeck und arbeitete für Deutschlandfunk. Er erschien pünktlich und …

Arbeitsanfall


„Ba-ba-ba-ba-ba-Banküberfall“, sang die EAV vor 32 Jahren. Ist das ein Banküberfall? Wurde der Lehne die Würde geraubt? Was würde die Bank sagen, könnte sie in die Kommunikation eintreten? „Als Bank stehe ich für alle meine Sitzenden ein“? „Schleichts euch alle miteinand“? Oder sänge sie gar – wie Bill Withers vor 45 …

Eigenheim


Dass er schon bei der Besichtigung durchdrehen würde, damit war nicht zu rechnen. Die Bankbesuche, ja, die stellte sie sich schwierig vor. Dass er nicht ruhig sitzen und jemandem zuhören konnte, der von 300.000 Euro und 30 Jahren Laufzeit sprach, wusste sie. Aber dass er gleich bei der dreizehnten Besichtigung so …

Blockparty


Drive-by-Steinigung trifft’s nicht ganz. Der Stein war vor mir da. Der Stein ist unschuldig, aber ich gerädert. Ich habe den Stein gemenschigt. Warum? Weil er grad da war und so ausschaute, als könnte er etwas Wärme gebrauchen. Und warm war mir. Momentan bin ich (herbstbedingt) kleidungstechnische Schichtarbeiterin und arbeitstechnisches Work-around-the-Clock-Opfer. Mir …

Poesieremise

Wiedergelesenes macht nicht immer ganz glücklich. Die erste in den Schnee der eigenen Gedächtnislandschaft gezogene Spur mag zwar mühsamer sein, ist aber auch eindrücklicher, schreibt sich anders ein in den Hirnschalenbrokkoli. Der Frontalscheitellappen ist das Gegenstück zur Hinterhirnremise, diese erschließt sich einem nicht so leicht. Dort einst Eingefahrenes will sanft gekitzelt werden, …

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