Montags-Depeschen

Pfropfsprossenleitung

Wer übernimmt die Pfropfsprossenleitung?
Kanalisiert sich der Scheiß autochthon?
Ist ein Wörterbuch ein Erklärwerk?
Ist Literatur gut geschüttelte Lexik?
Ist falsche Erwartungsweckung schon genug der Exzentrik?
Ist das schon Lyrik?

Pröllbock

Es geschehen noch Wunder. Pröll dankt ab. Damit war nicht zu rechnen. Grad eben den 70er groß zelebriert, glaubte man, das geht ewig so weiter. Und so war ich jüngst dabei, mir ein Konzept für einen Niederösterreich-Krimi einfallen zu lassen. Ein Projekt, das der große Kunst-Mäzen vielleicht mit Mitteln aus einer seiner Stiftungen fördern könnte, eine Hard-Boild-Story mit dem Arbeitstitel „Volle Karacho: Mit 70 Pröll an die Wand“. Da dieser Titel allerdings missverständlichen aufgefasst werden könnte, probierte ich rum und verbesserte „Volle Karacho: Mit 70 Pröll die Kurve kratzen“. Vermutlich immer noch zu explizit, vielleicht: „Mit 70 Pröll nach Erwin. Eine Kreisverkehrsrallye“. „Mit 70 Pröll nach Erwin“ als Haupttitel ist fix. Am Untertitel möchte ich noch feilen: „Ein Horrortrip“, nein, ich habs: „Mit 70 Pröll nach Erwin. Keine Pilgerfahrt – ein Himmelfahrtskommando“. Jawoll, jetzt schnell ein Ansuchen aufstellen, abschicken und die bewilligte Fördersumme abwarten. Dann loslegen, zum tatsächlichen Amtsrücktritt dann das Ergebnis vorlegen und in absehbarer Zeit mit einem persönlichen Museum spekulieren (so viel Resteinfluss wird der pensionierte Papa Pröll wohl noch haben). Schön. Die Zukunft ist geritzt. Danke Erwin!

Adäquatsch

Adäquatsch ist eine hohe Kunst. Adäquatsch ist, genau im richtigen Moment, den passenden Unsinn liefern zu können. Dada war mal bester Adäquatsch. Guter Adäquatsch hat ordentlich Fallhöhe. Adäquatsch ist am besten trocken zu servieren. Adäquatsch ist am besten, wenn er nicht von allen bemerkt wird. Adäquatsch unterwandert und nimmt Debatten den heiligen Ernst. Adäquatsch kann in der Tat heilend sein. Adäquatschkuren empföhlen sich für viele. Ich biete mich gerne als Adäquatschtalkmaster an.

Zugspitzensex

Tourismushöhepunkt! Das aufgeklärte Deutschland wirbt. Das Höchste der Gefühle: Zugspitzensex! Die Zugspitze ist fast 3000 Meter hoch und wurde vor fast 200 Jahren erstbestiegen. Die Zugspitze liegt im Nachbardorf meines Heimatdorfes. Ach was, die liegt dort doch nicht. Die erhebt sich mächtig und ist zu ergondeln. Die Zugspitze ist Deutschlands höchster Berg. Outdoor-Liebe ist ein bis dato touristisch sträflich vernachlässigtes Feld. Das muss sich ändern. Paare besteigt Gipfel und just tut es!

Sommerfrischling

Ich bin ein Sommerfrischling. Ich bin hier, um euch auf den Boden der Lachsachen zurück zu holen. Ich bin reif für den Pinsel. Mir rieselt schon Schlafsand aus den Augen. Ich kann mich kaum mehr auf dem Schreitischsessel halten. Es ist Sommer. Ich bin nicht frisch. Ich brauche Erfrischung. Ich habe keine Sommerresidenz im Salzkammergut. Ich verbringe den Juli in Wien – auch gut. Ich verbringe den August auf Zakynthos – auch nicht schlecht. Ich schwitz grad wie ein Schwein (ein kleines). Ich bin ein Sommerfrischling.

Abdo Men

Superhelden sind in aller Munde. Zeit für einen Superhelden, der dem Normalmenschen sehr ähnlich aber eben doch auch mehr ist. Zeit für einen Superhelden mit Bauch, mit Superbauch, mit der Superbauchkraft. Abdomen bezeichnet den Rumpfbereich von Brust abwärts bis zur Hüfte. Abdo Men braucht Platz für zwei und heißt daher nicht Abdo Man sondern Abdo Men. Abdo Men kann seinen Bauch blähen wie ein balzender Frosch. Er kann ihn mit heißer Luft füllen und dann abheben wie ein Heißluftballon. Abdo Men ist der Superheld für alle EURO-bedingten Couch-, Bier/Chips- und Übergewichtsopfer. Zu Abdo Men können sie ohne schlechtes Gewissen auf sehen und sie werden viel Abdo Men sehen. Abdo Men: ein Held unserer Zeit.

Deckelungsdeckelung

Was soll denn bitte Deckelung heißen? Was soll denn bitte Mindestsicherungsdeckelung? Was soll denn bitte dieser Oberösterreichischer-Hohlkopf-Landtagsbeschluss? 365 Euro? 365 statt 914. 914 auch schon unter der Armutsgrenze. 365 plus 155 Integrationszuschuss, Integrationsbonus. Integrationszuschuss? Integrationsbonus? Was soll denn das heißen? Was soll denn das? Werteschulung, Wertevermittlung, Werteunterricht – echt? Mindestsicherungsdeckelung für Asylberechtigte ist doch Menschenabwertung. Ist doch Integrationsdeckelungs-Ausschuss. Ist doch Menschenrechtsverhöhnung. Ist doch Wertetotalverfall. Ist doch, ist doch nicht zu fassen. Der Oberösterreichische Haussegen, und nicht nur der, hängt schief, schiefer, am schiefsten. Ich bin für Hasspostingsdeckelung. Ich bin für Deckelungsdeckelung. Ich bin für Deckel, Ich bin für Decke, bin für Deck, für De, Ich bin für Deckelungsdekonstrukiton. Ich bin für einen humanitären Sozialstaat, ich bin für einen Mindestsicherungs-Menschlichkeitszuschuss und wenn ihr mit mir seid, dann werdet laut, werdet lauter, werdet unüberhörbar!

Wonnenbrand

Der Mai war dermaßen geil, dass ich doch tatsächlich einen veritablen Wonnenbrand abbekommen habe. Der äußert sich insofern, als man nicht mal mehr in der Lage ist, ohne Aufzeichnungen die letzten vier Wochen zu rekonstruieren. Da war Dresden, Helsinki, Rovaniemi, Tromsö, Trondheim, Lillehammer, Oslo, Danzig und schöne Auftritte da und dort eine entzückende Hochzeit von ganz lieben Menschen und jetzt geht’s ab nach Shanghai. WONNENBRAND. Freudenfest. Totalholladrio und Jubelhjuhui.

Exzesstrophäen

Die Top Ten der sich nach circa zehn Jahren Beziehung einschleichenden Alltags- & Lebensroutinen die für Außenstehende – selbst für beste Freundinnen und Freunde – befremdlich wirken müssen.
10. Die Pflege des Wollmäuseskulpturenparks in den Schlafzimmerecken durch konsequentes Staubsauglustverlieren kurz bevor man das Schlafzimmer erreicht.
9. Die Nicht-Pflege der Topfpflanzen, die eine Totholzkolonie darstellen, aber immerhin mit dem Wollmäuseskulpturenpark harmonieren.
8. Das Kartoffelschälen nackt, um sich besser in die geschälte Kartoffel einfühlen zu können.
7. Das Sammeln von Finger- und Zehennägeln in fein säuberlich etikettierten und mit dem Jahrgang versehenen Gurkengläsern.
6. Das Präsentieren der Finger-Zehennägel-Gurkenglassammlung auf den Küchenkästen wo früher leergetrunkene Exzesstrophäen standen.
5. Die Nasszellengebräuchlichkeiten in punkto Synchronisation diverser Absonderungshandlungen und Säuberungsaktionen.
4. Die Strichmännchen-Fingerzeichnungen in der Badewannenschmutzwand.
3. Die im Lampenschirm hängende Katze.
2. Das Silberfischterrarium unter der Abwasch.
1. Die Bärenfalle anstelle des Willkommen-Fußabstreifers.

Schnitzschnitzel

Gleichermaßen verstört wie erheitert las ich am Dienstag die „Heute“ Titelschlagzeile: „Deutsche zeigen Österreicher Nazi-Schnitzel“, darunter ein Foto von einem panierten Hakenkreuz am Teller. Ich fragte mich, ob unter der Panier wirklich Fleisch steckte, ob da also ein Deutscher ein schönes Stück Fleisch ordentlich klopfte, um daraus dann ein Hakenkreuz zu schnitzen und dieses dann sorgflältig zu panieren, auf dass die Form ja gewahrt bliebe. Es sodann in die Fritteuse zu tunken, auf einem Teller – mit braunem, nein, viel schlauer, mit grünem Rand – zu drapieren und anschließend zu fotografieren und ins deratige Foto natürlich mit großem Hallo und Herzlichstem Willkommen aufnehmende Netz zu schleusen, auf dass diverse Socialmediaseiten oder aber vielleicht sogar eine Gratiszeitung diese politisch motivierte Schnitzschnitzel-Arbeit für nachrichtenrelevant erklären und ihr gebührenden Platz – ach, warum denn nicht, – auf der Titelseite einräumen. Ich frage mich das, bin aber nicht bereit, weitere Lebenszeit dafür zu verwenden. Das Nazi-Schnitzel stammt vermutlich aus einer satirischen Fernsehkochshow und ist sicher das größte jemals panierte Hakenkreuz und wird ins Guiness Buch der Rekorde eingetragen. Das Nazi-Schnitzel in aller Munde und Schnitzschnitzel mein Wort der letzten Aprilwoche.