Der Barkeeper hat Eselsohren im Herzen, Vera will raus aus dem Prekariat, und Silvio war einmal Berlusconi-Double. Sie alle trinken ihre „Prostpflaster“ im „Reallife-Chatroom alter Schule“. Markus Köhle stattet sie mit klarem Zug zum Neologismus aus, es geht um „Erhirnung“, „Suderschutt“ oder „Ausbeuteltiere“, der Autor liebt das Wortspiel („Glutamatrix“) fast bis zur Blödelgrenze. Das titelgebende Niveau hält Köhle dank narratologischer Beschlagenheit und des richtigen Quäntchens Melancholie.
Schön ist die Begriffserforschung des Grants („kein Kollektiv-,sondern ein Individualgefühl“) oder die Suada gegen die Craft-Beer-Snobs: „Bier ist nicht zum Auseinandersetzen da, sag ich, Bier ist Zusammensitzen.“ Der noch aktive Ahnvater des Poetry-Slams in Österreich hatte stets mehr im Sinn als studentische Befindlichkeitscomedy. So funktioniert sein Textmosaik auch überraschend gut in stiller Selbstlektüre.
Dominika Meindl in FALTER 42/2017