Rezensionen

Slam, Oida!

Sebastian Fasthuber im FALTER 50/17: Jubel, Trubel, Heiterkeit. Wo Markus Köhle auftritt, herrscht binnen weniger Minuten gute Stimmung. Wäre sein Leben anders verlaufen, wäre der 42-Jährige vielleicht ein witziger Skilehrer geworden, wie er in der Realität kaum anzutreffen ist. Seit gut 15 Jahren ist der gebürtige Tiroler Dreh- und Angelpunkt der österreichischen Poetry-Slam-Community, und weiß genau, welche Register er ziehen muss, um die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Dass er bei seinen Auftritten neben Blödeleien und den für Slam typischen Wortspielen auch literaturhistorische Anspielungen und einen Hauch von experimenteller Lyrik in der Tradition der heimischen Avantgarde unterbringt, fällt auf den ersten Blick gar nicht auf.

Jammern auf hohem Niveau

Oliver Jungen schreibt in der FAZ vom 18. Januar 2018: Markus Köhles kalauerwuchtiges „Barhocker-Oratorium“ wird seinem Titel „Jammern auf hohem Niveau“ formidabel gerecht. (…) So poetisch, ehrlich, weise und sprachsturzbesoffen überrollt uns diese multiperspektivische Bierlaunendramödie, dass selbst trinkfeste Thomas-Kapielski-Wegbecherer anerkennend das Glas heben dürften. (…) Schlag auf Schlag setzt es drollige, schief-grässliche, zauberhafte Wortauffahrunfälle, in denen nicht selten der berühmte Krümel Wahrheit steckt, an dem man sich prompt verschluckt – und folglich gleich das nächste Krügerl kippt.

Jammern auf hohem Niveau

Lebendig und sprachgewaltig zeichnet er seine Protagonisten, die sich in den Untiefen der Bar Bierpipeline treffen. In einer Abfolge von Begegnungen und Monologen stimmen sich etwa ein Berlusconi-Double, eine Radiomacherin oder ein dichtender Kellner mit Liebeskummer zum „Barhocker-Oratorium“ ein. Hochprozentige Momente, die zum Schmunzeln anregen, aber auch nachdenklich stimmen. Astrid Windtner, Kulturbericht-OÖ

Jammern auf hohem Niveau

„Das Buch selber hält alles, was uns das Autorenfoto verspricht. Von dort lächelt uns Köhle entgegen, sieht ungemein sympathisch aus und ein bisschen zu clever für uns. Denn er kennt all die Wörter, die uns ständig nicht einfallen und wenn es sie nicht gibt, dann erfindet er sie einfach. (…) Man möchte sich fast ein bisschen darüber ärgern, dass man nicht selber auf diese Idee gekommen ist, aber der Blick des Fotos stimmt uns milde und es scheint zu sagen: ‚Das ist schon ok. Und jetzt lies weiter und trink dein Bier.'“ Janea Hansen in „& Radieschen. Zeitschrift für Literatur“

Jammern auf hohem Niveau

Der Barkeeper hat Eselsohren im Herzen, Vera will raus aus dem Prekariat, und Silvio war einmal Berlusconi-Double. Sie alle trinken ihre „Prostpflaster“ im „Reallife-Chatroom alter Schule“. Markus Köhle stattet sie mit klarem Zug zum Neologismus aus, es geht um „Erhirnung“, „Suderschutt“ oder „Ausbeuteltiere“, der Autor liebt das Wortspiel („Glutamatrix“) fast bis zur Blödelgrenze. Das titelgebende Niveau hält Köhle dank narratologischer Beschlagenheit und des richtigen Quäntchens Melancholie.
Schön ist die Begriffserforschung des Grants („kein Kollektiv-,sondern ein Individualgefühl“) oder die Suada gegen die Craft-Beer-Snobs: „Bier ist nicht zum Auseinandersetzen da, sag ich, Bier ist Zusammensitzen.“ Der noch aktive Ahnvater des Poetry-Slams in Österreich hatte stets mehr im Sinn als studentische Befindlichkeitscomedy. So funktioniert sein Textmosaik auch überraschend gut in stiller Selbstlektüre.
Dominika Meindl in FALTER 42/2017

Jammern auf hohem Niveau

„Jammern auf hohem Niveau“. So heißt übrigens Markus Köhles zweite dieser Tage erschienene Buchveröffentlichung: ein sprichwörtlich hochprozentiger Text undefinierter Gattung. Köhle nennt ihn „Barhocker-Oratorium“. Man könnte auch „Trinker-Ballade“ sagen. Oder „Prostpflaster-Philosophicum“. Denn klug ist das, was Köhle seine alle irgendwie angeknacksten Figuren, die sich zumeist in einer Bar namens Bierpipeline treffen, so denken und sagen lässt, fraglos. Und lustig. Und irgendwie auch traurig. Ein bisschen so wie das Leben also. Nur etwas wortgewandter.
Joachim Leitner in der Tiroler Tageszeitung vom Samstag, den 28. Oktober 2017

Jammern auf hohem Niveau

Markus Köhle, der Meister von Poetryslam und User dynamischer Satzbögen, verschafft mit seinem Barhocker-Oratorium diesen täglich in den Bars anströmenden Erkenntnissen, Schicksalen und Planungen ein Forum, von dem aus die Sätze in den Weltraum oder zumindest an die Bardecke geschossen werden können. (…) Das Buch ist ein Gesamtkunstwerk, das man unbedingt zum nächsten Barbesuch mitnehmen sollte.
Helmuth Schönauer

Was macht gute Literatur aus?

Janko Ferk im Spectrum schreibt u. a.: „Die Übersetzerin Karin Fleischanderl und der Slam-Poet Markus Köhle reflektieren die Frage nach der ’schlechten Literatur‘.“
Die Presse, am 24. Dezember 2016

Helmuth Schönauer über „Einfache Frage: Was ist gute Literatur?“

Scheinbar kluge Fragen sollte man immer mit der klügsten Gegenfrage der österreichischen Seele beantworten: Wer lässt fragen? (…) Markus Köhle umgeht diese intellektuelle Schnappschere, indem er gleich von einem Diskussionsvehikel spricht, auf dem die Paare unterwegs sind. Die Korrespondenzen werden somit zu einer eigenen Literaturgattung. (…) Wie Insider-verschränkt das Ganze ist, merkt man, wenn Markus Köhle tatsächlich von außen her lapidar-kluge Antworten gibt: „Kurze Antwort: Gute Literatur ist zu verbreiten. Alternative Kurzantwort: Gute Literatur ist diskurswürdig. Amtliche Antwort: Gute Literatur ist förderungswürdig.“
Helmuth Schönauer 18/12/16

Die Siebentagewoche in Wagnereinmalig

Lena Kripahle schreibt im Buchmagazin „Wagnereinmalig“: Jetzt gibt’s was auf die Ohren. 1,2,3,4,5,6, 7 Tage hat die Woche. Wortgewaltig hören wir Dichtung und Gedanken. Von Montag bis Sonntag, Skurriles, Famoses, Neues und noch viel mehr. Eine Komposition, für die man sich Zeit nehmen muss. Musikalische Begleitung bekommen Ursula Timea Rossel und Markus Köhle von Fransen Musik, ein Duo bestehen aus Hannes Sprenger und Klex Wolf.