Anfänglich fällt man über einander her. Wie auch sich bloß betasten, wenn man astlos ist? Wenn man rastlos ist und nicht genug bekommen kann vom Anderen, vom Neuen, vom endlich Eroberten. Anfänglich verschlingt man sich, umschlingt man sich, ringt miteinander, liegt aufeinander und beschwert sich nicht, wird vielmehr schwerelos, hebt ab, geht ineinander auf und wird ein großes, gemeinsames Ganzes, das für immer zu schweben und unverwundbar zu sein scheint. Anfänglich ist man anfällig für Anhänglichkeit. Aber Anhänglichkeit kann Geborgenheit und Last sein. Anhänglichkeit nützt ab, reibt auf, entblößt und führt unweigerlich zu Abhängigkeit. Und Abhängigkeit ist der direkte Weg vom Alltagstrottkreisverkehr über die einspurige Egoeinbahn in die exitlose Beziehungssackgasse. Drum die Devise: Aufbäumen ist besser als anschmiegen.
Rohrköhlauer #24, am 1. August 2017