Blockparty

RKA_29_Randbein
Drive-by-Steinigung trifft’s nicht ganz. Der Stein war vor mir da. Der Stein ist unschuldig, aber ich gerädert. Ich habe den Stein gemenschigt. Warum? Weil er grad da war und so ausschaute, als könnte er etwas Wärme gebrauchen. Und warm war mir. Momentan bin ich (herbstbedingt) kleidungstechnische Schichtarbeiterin und arbeitstechnisches Work-around-the-Clock-Opfer. Mir ist heiß, ich koche, dampfe, schwitze. Ich rappel mich auf und rocke mich ab. Ich gebe allen alles – Steinen, Bäumen, Menschen: mich – das fordert Tribut. Den Rock ’n‘ Roll leben, sagt sich immer so einfach. Ich mag zwar Steine rollen, komme mir dabei aber eher wie Sisyphus vor als wie Keith Richards. Nix mit Sex, Drugs und Blutwäsche – bloß stets voller Wäschekorb, ausstehende Honorarnoten und Mailanfragen beantworten. Da wäre es schön, einfach einmal ein Stein zu sein. Stein sein und in sich zu ruhen. Stein sein und bloß rumzublocken. Stein sein und in und Teil der Landschaft zu sein. Und weit und breit kein Stein, der einen störte oder was von einem wollte. Ach, es könnte so schön sein. Das Steinsein. Genug herumgekieselt, jetzt wieder ran an die Buletten!

Rohrköhlauer #29, am 27. September 2017